GAZMEND FREITAG UND KURATORIN URSULA PFEIFFER

Gazmend Freitag und Ursula Pfeiffer, 2015, Wien





Ursula Pfeiffer
Kuratorin


Ich habe Gazmend Freitag und seine Werke das erste Mal im November 2013 bei der Präsentation der Anthologie Illyricum im P.E.N. Club kennengelernt. Ich war sofort fasziniert von der hohen Qualität und der Ausdruckskraft seiner Bilder. Der nächste Schritt war, ihn einzuladen, seine Bilder auch in der Osteria Allora art.wallensteinplatz im Rahmen der Lesereihe bilder.worte.töne auszustellen. Es war eine wunderbare Zusammenarbeit! Die Ausstellung Albanische Impressionen von 9. Jänner bis 15. Februar 2014 fand sehr großen Anklang.

Die Werke von Gazmend Freitag zeugen von der seelischen Feinfühligkeit eines überaus ambitionierten Künstlers, den es  schon seit seiner Kindheit drängt, zu zeichnen und zu malen.

Gazmend Freitag versteht es, die Landschaften seiner Heimat oder Motive aus der Mythologie in Ölmalerei, Tusche und Bleistift feinfühlig umzusetzen. Viele der Werke verkörpern die „schönen Momente“, die der Künstler im Stil der Klassischen Moderne im Wechselspiel zwischen Impressionismus und Expressionismus als eine neue, zeitgemäße Form des Realismus, festhält. Damit reiht er sich für mich unter die ganz Großen der zeitgenössischen internationalen Kunst ein.

Die Kunst von Gazmend Freitag ist verbunden mit seinen Erfahrungen als Kosovo-Albaner in der Diaspora, der das Schicksal, aus der Heimat vertrieben zu werden, mit den vielen Flüchtlingen der Gegenwart teilen musste. Seine Biographie ist aber auch ein Beispiel für die gelungene Integration einer feinfühligen Künstlerpersönlichkeit mit einer überaus positiven Lebenseinstellung. Für ihn ist es ganz selbstverständlich, über seine Werke mit vielen Menschen zu kommunizieren.

Alltagssituationen werden auf der Leinwand oder dem Papier zu narrativen, magischen Augenblicken. Diese kommen in der Farbsetzung seiner Ölmalerei und im Strich der Zeichnungen mit Bleistift, Kohle oder Tusche intensiv zum Ausdruck.

Gazmend beschäftigt sich vorrangig mit der menschlichen Figur, speziell der weiblichen, und dem Akt. …Hervorzuheben sind auch die zahlreichen Portraits: von berühmten albanischen Persönlichkeiten wie der Nationalheld Skanderbeg, Pjetër Bogdani, Mutter Teresa, oder der Schauspieler Alexander Moissi und von Menschen, die ihm begegnen.

Die Hauptgesichtszüge einzufangen, die Aura wiederzugeben und die richtige Stimmung ins Bild zu bringen – diese Mischung macht es für Gazmend Freitag spannend, Portraits zu gestalten. Sie unterscheiden sich von Fotografien, indem er zwar die typischen Merkmale betont, sie aber realistisch bzw. künstlerisch-realistisch darstellt. Dabei versucht er einerseits, das Modell so wiederzugeben, wie er es vor sich hat, andererseits nimmt er sich die Freiheit, einige Details zu ändern und so wie in seinem gesamten Schaffen,

In seiner neuen Heimat Linz ist er nicht nur erfolgreich als Künstler tätig und kann auf eine Reihe von internationalen Ausstellungen verweisen, sondern pflegt auch einen regen Kontakt und Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern.


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